Buchpräsentation: “Die Unabhängigkeit als nationale Idee”

Veranstaltung der ÖWG über Belarus in der Diplomatischen Akademie

Belarus_National_Idea-5In der Diplomatischen Akademie Wien fand am 30. März 2016 die Präsentation des englischsprachigen Sammelbandes „Belarus: Independence as National Idea“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft in Kooperation mit dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), der Diplomatischen Akademie und dem Eurasia-Barometer organisiert.[1]

Der Sammelband besteht aus Essays von zehn internationalen politischen Analytikern, Wissenschaftlern und Journalisten aus verschiedenen europäischen Ländern über die Entwicklung der Republik Belarus. Der Band zeigt, dass der zentrale Wert der nationalen Idee die Souveränität und die Selbstverwaltung sind, die auf die historischen  Traditionen des altslawischen Wetsche und der Sowjets in seiner ursprünglichen Form zurückgehen.

Bei der Präsentation sprach Sergej Mussijenko, Herausgeber des Bandes und Leiter des analytischen Zentrums EcooM in Minsk über „20 Jahre des Aufbaus eines unabhängigen Staates“ und führte aus, dass die ersten Versuche, eine makroökonomische Stabilisierung auf der Basis monetärer Methoden (Liberalisierung, Privatisierung) durchzuführen, nicht zu dem erwarteten Ergebnis führten. Der erste Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, erkannte, dass es notwendig war, die Prioritäten der Wirtschaftspolitik zu ändern. Im Jahr 1996 begannen die wirtschaftliche Erholung und die Transformation der Wirtschaft ohne westliche Hilfe und im Gegensatz zu den Expertenmeinungen.

Der Historiker Igor Marsaljuk, Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der Universität Mogiljow, sprach über „Ursprung und Genese der belarussischen nationalen Identität“. Er wies auf die gemeinsame Wurzel der drei ostslawischen Völker, der Russen, Ukrainer und Belarussen in der Kiewer Rus hin und forderte eine Konvergenz und Zusammenarbeit unter ihnen. Die belarussische Intelligenz litt in der Stalinära unter Repressionen, aber das Faktum bleibt, dass es ohne die BSSR keine heutige Republik Belarus geben würde. Marsaljuk hob die Rolle der Orthodoxie für die geistige Entwicklung des Volkes hervor und bezeichnete das heutige Belarus als Zitadelle der europäischen Kultur. Das letzte nationale Ziel sei eine authentische Synthese des europäischen Ostens und Westens auf der Grundlage der belarussischen Tradition.

Christian Haerpfer, Professor für Politikwissenschaft (davon zehn Jahre in Aberdeen), Direktor des Eurasia-Barometers in Wien, das empirische Untersuchungen über den Transformationsprozess in Osteuropa durchführt, sprach über „Werte und Wertewandel in Belarus“. Die Weltwertestudie wurde im Auftrag der World Values Survey Association in Belarus seit 1996 mehrmals durchgeführt und ergab ein interessantes Bild des Wertewandels und der Wertestabilität aus einem Zeitvergleich. Nach der Proklamation der Unabhängigkeit glaubten 60 % an die belarussische Nation, heute sind es bereits 80 %. Ein ebensolcher Anstieg ist mit der Religiosität zu verzeichnen. Die Präsentation, die von Botschafterin Dr. Gabriele Matzner moderiert und auch vom Botschafter von Belarus Dr. Valery Voronetsky besucht wurde, stieß auf große Resonanz unter Diplomaten, Wissenschaftlern und politisch Interessierten.

 

Der Sammelband kann vom Verlag Global Scholarly Publications in New York im Internet unter www.bsp-online.org zum Preis von $ 29.46 bestellt werden.

[1] Sergey Musienko (ed.),  Belarus: Independence as National Idea, Global Scholarly Publications, N. Y. 2016. Bestellungen über Internet: www.gsp-online.org; Preis: $ 29,46; ISBN: 978-1-59267-155-7Belarus_National_Idea-9Belarus Independence as National Idea-page-001

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